Erste-Hilfe-Ratgeber

Natürlich soll und kann dieser Erste-Hilfe-Ratgeber keinen Fachmann ersetzen, aber schnelles und zielgerichtetes Handeln im Notfall kann Leben retten! Und nicht selten sind unmittelbar nach dem Vorfall durchgeführte Maßnahmen entscheidend für den positiven Verlauf der Behandlung bei uns in der Praxis.

1. Kontrolle der wichtigsten Vitalfunktionen

Für eine erste Einschätzung der Situation und des Allgemeinzustandes Ihres Tieres, sollten Sie folgende sogenannte „Vitalfunktionen“ überprüfen (angegeben sind die Normalwerte für Hunde und Katzen):

  • Atemfrequenz
    Wie oft hebt und senkt sich der Brustkorb pro Minute?
    1. Hund 10-30 /min
    2. Katze 20-40 /min
  • Herzfrequenz/Puls
    Wie oft fühle ich den Herzschlag (direkt am Herz hinter dem linken Ellenbogen) bzw. Puls (fühlbar an der Schenkelinnenseite der Hinterbeine) pro Minute?
    1. Hund 60-120 /min
    2. kleiner Hund bis 180 /min
    3. Welpe bis 220 /min
    4. Katze 110-130 /min
  • Körpertemperatur
    Bitte rektal messen: Dazu die Spitze des Fieberthermometers mit etwas Speiseöl oder Vaseline gleitfähiger machen. Den Schwanz des Tiers anheben und das Thermometer ca. 1cm weit in den After einführen. Das Thermometer dabei leicht schräg halten, damit die Darmwand berührt wird.
    1. Hund + Katze 38-39 °C
    2. Welpe 39,5 °C
  • Schleimhäute
    Am besten sichtbaren Schleimhäute Ihres Tieres sind die Maulschleimhäute, welche direkt an den Zahnhälsen münden. Diese sollten im physiologischen Fall blassrosa und feucht sein.
2. Stabile Seitenlage

Durch die stabile Seitenlage ermöglichen Sie Ihrem Tier so lastfrei wie möglich zu atmen und unterstützen zusätzlich den Kreislauf. Hierzu das Tier seitlich-flach hinlegen, evtl. Hintergliedmaße erhöht lagern und den Kopf leicht strecken. Überprüfen Sie zusätzlich, ob die oberen sichtbaren Atemwege Ihres Tieres frei sind. Die Zunge sollte beim bewusstlosen oder unter Schock stehenden Tier seitlich heraushängen, um ein Verschlucken bzw. weitere Verletzungen zu verhindern.

3. Der Anruf beim Tierarzt

Je genauer Sie uns über Ihren Notfall informieren, desto besser können wir uns ein Bild von der Lage machen, Ihnen konkrete Hilfestellung geben und alles Notwendige für den Patienten vorbereiten.

Daher:

  • Was ist passiert?
  • Wann ist es passiert?
  • Wo ist es passiert?
  • Welche sichtbaren Verletzungen liegen vor?
  • Ist das Tier bei Bewusstsein bzw. ansprechbar?
  • Wie sind die Vitalparameter (Puls, Atmung und Schleimhaut, s.o.)?
  • Was wurde bereits unternommen?
  • Sonstige Besonderheiten (Unverträglichkeiten, Gendefekte, wichtige Vorbehandlungen)
4. Der Transport

Es ist wichtig akut, verletzte oder erkrankte Tiere möglichst schonend zu transportieren. Möglich ist dies beispielsweise in einer fest montierten und gepolsterten Transportbox. Sollte Ihr Tier derart schwer verletzt sein, das es nicht mehr selber mobil ist, empfehlen wir es, auf eine Decke oder ähnliches zu legen und mit min. 2 Personen vorsichtig in Ihr Auto zu heben, um weitere Verletzungen zu verhindern. Bei der Fahrt zu uns in die Praxis sollte im Optimalfall eine Person das Tier immer im Blick haben, um eventuell zu reagieren.

Bitte beachten Sie ein Tier in Panik, steht häufig unter Schock und handelt zum Teil irrational. Daher: Denken Sie unbedingt auch an Ihren Selbstschutz!